Münster. Simon Rösner, der aktuell beste deutsche Squashspieler, hat jüngst bei den World Games seine Klasse bewiesen und eine Goldmedaille geholt. In der Weltrangliste belegt er aktuell Platz 13 - angesichts der immensen Konkurrenz in der Weltspitze bemerkenswert. Trotzdem ist er wahrscheinlich noch unbekannter als sein Sport.
Selbst eine Goldmedaille bei den World Games kann dem Sport kaum helfen / Rückgang auch im Münsterland
Die Deutschen lieben ihre Medaillen-Helden. Ob nun Michael Jung, Fabian Hambüchen oder Christoph Harting, die Erfolge der Olympioniken beeindrucken und wecken das Interesse an ihren Sportarten.
Dem Squashspieler Simon Rösner ist mit der Goldmedaille bei den World Games ein ähnlich großer Erfolg gelungen. Bei den Spielen für nicht-olympische Sportarten setzte er sich gegen starke Konkurrenten durch und schlug letztendlich im Finale den Franzosen Gregorie Castagnet.
Doch die mediale Aufmerksamkeit war gering. Eigentlich absurd, da das Interesse am Squashsport weltweit steigt. Besonders in den Vereinigten Staaten erlebt der Racketsport aktuell eine Renaissance. In Deutschland dagegen hat Squash seine besten Zeiten seit der 80er Jahren hinter sich.
Damals ließ ein junger Hansi Wiens, heute wahrscheinlich nur noch Squash-Interessierten bekannt, die Mitgliederzahlen steigen. Dazu kam eine damalige Fitnesswelle. Zwischenzeitlich spielten mehr als 30.000 Menschen Squash in Vereinen, mittlerweile sind diese Zahlen auf etwas mehr als 11.000 zurückgegangen.
Verschwinden der Vereine
Auch das Münsterland hat in der Vergangenheit einen starken Vereins- und Spielerschwund über sich ergehen lassen müssen. Von einst acht Vereinen sind nur noch zwei geblieben. Die Begründungen dafür sind vielschichtig.
Ralf Brandt, Trainer beim Squashboard Münster und unter anderem Coach der mehrfachen Squash-Senioren-Europameisterin Simone Korell, fallen drei Hauptprobleme des Sports ein: "Zum einen gibt es mittlerweile eine großes Überangebot an Sportarten", erklärt er. In den besseren Zeiten des Squashsports sah das noch anders aus. Die Hürde für den Einstieg in den Squashsport war verhältnismäßig niedrig. Zudem genoss Tennis noch nicht die spätere Popularität.
"Um beim Squash gut mitspielen zu können, braucht es viel Zeit und Training", erläutert Brandt weiter. Früher oder später trifft man also auf eine Wand, die man überwinden muss. Doch warum noch diesen Schritt gehen und sich die Arbeit machen, wenn man stattdessen auch einfach aus dem Überangebot anderer Sportarten mit leichtem Einstieg wählen kann?
Außerdem fehlt ein Zugpferd. Gerade in Deutschland sind große Stars wichtig. Auch um die Jugend abzuholen. Im Tennis gab es Größen wie da Boris Becker, die Basketballer haben Dirk Nowitzki und Dennis Schröder und die Eishockeyspieler mit Leon Dreisaitl ein deutsches Jahrhunderttalent. Alle sind charismatische Leitfiguren, die auch viele Emotionen reinbringen, was dem Publikum gefällt.
Simon Rösnerist dafür aber laut Brandt nicht der Typ: "Er ist eher ein introvertierter Spieler mit einer hohen Spielintelligenz. Ihm fehlen die Emotionen auf dem Court, wie Boris Becker sie zum Beispiel hatte."
Man müsste ins Fernsehen
Das wichtigste Problem für Brandt ist die mediale Aufmerksamkeit: "Squash ist in Ägypten beispielsweise auch so erfolgreich, weil der Sport übertragen wird und damit im Kopf der Leute präsent ist." In Deutschland wird der Sport dagegen gar nicht gezeigt, es fehlt an einer vorhandenen medialen Infrastruktur.
Problematisch ist dabei die Geschwindigkeit, die es früher unmöglich machte, den Sport vernünftig zu übertragen. In Zeiten, in denen normale GoPros schon die Qualität damaliger Fernsehkameras haben, eigentlich kein Problem mehr.
Bericht aus der Zeitung HEIMSPIEL - Von Felix Ritzmann