Stuttgart - Früher wurden hinter dem Namen "Squash" schon mal ein neues Waschmittel vermutet. Das ist vorbei und doch scheint die schnelle Sportart mit den höchsten Mitgliederzuwächsen auf der ganzen Welt den Kinderschuhen noch nicht entwachsen.
Es ist zwar nahezu unmöglich, als Squash-Interessierter von heute auf morgen einen Court zu bekommen, weil die wie Pilze aus dem Boden schießenden Anlagen die Nachfrage noch keinesfalls befriedigen können, doch die gesamte Szene klagt über latenten Geldmangel. Carol Martini, der beste deutsche Crack: "Reise- und Hotelkosten fressen fast alle Einnahmen auf."
In der Tat: Geldverdienen lässt sich mit dem langstieligen Schläger nur mühsam und das gilt auch für die Weltbesten. In der Preisliste des letzten Jahres kamen nur zwei Profis über 60 000 Dollar. Champion Jansher Khan (76 998$) und sein Landsmann Jahangir Khan (62 630 $).
Dieses Duo steht turmhoch über der Konkurrenz. Von April 1981 bis November 1985 war Jahangir Khan (zu deutsch: „Eroberer der Welt“) in fast 600 Turnierspielen ungeschlagen geblieben und jetzt kämpft er mit seinem sechs Jahre jüngeren Namensvetter aus Pakistan um die Krone.
Fest steht: ein „JK“ regiert auf jeden Fall die Squashwelt. Im Moment besitzt Jansher die besseren Karten.
Der langaufgeschossene Asiate verfügt über ein fast unglaubliches Reaktionsvermögen, schnelle Ballwechsel sind nach seinem Geschmack. Und hochdotierte Turniere erst recht. Insgesamt eine Million Dollar beträgt das Preisgeld aller offiziellen Veranstaltungen des Verbandes, doch ein goldener Squashball, mit Diamanten bestückt, wie ihn Jansher kürzlich in Antwerpen gewann, bleibt die Ausnahme. Einer wie Carol Martini, Nr. 58 der Weitrangliste, freilich kommt an diese süßen Früchte niemals heran.
Bis zu 40 Mark muss Otto Normalverbraucher heute für eine Court-Stunde berappen, kein Wunder, dass sich die 30 Anlagen des Jahres 1977 mittlerweile zu 680 „Oasen“ mit 4000 Plätzen „vermehrt“ haben. Und der Boom dürfte anhalten. Eine jüngste Studie prophezeit bis 1995 sage und schreibe 2,9 Millionen Squash-Sportler.
Verblüffend, dass dem Deutschen Squash- und Racket-Verband trotzdem das Geld ausgeht. Man strich soeben die Stelle des Pressesprechers, Finanzierung des Geschäftsführers und Konsolidierung des Haushaltes sind jetzt die vorrangigen Aufgaben, „bei einer Finanzlücke, die eh schon groß genug ist“, wie ein Fachblatt („squashplayer“) bemerkte.
Wenigstens erfreulich: die deutschen Meisterschaften (20. bis 23. Mai) in Sindelfingen sind gesichert. Man gewann einen französischen Lebensmittelkonzern als Sponsor und beim Finale erträumen sich die Organisatoren 2000 Zuschauer, die sich im „Glaspalast“ der schwäbischen Industriestadt um einen von allen Seiten transparenten Court scharen sollen. 20 Mark kostet da eine Dauerkarte - für so wenig Geld kann man selbst gerade ein halbes Stündchen den kleinen Ball an die Wand klatschen. Squash, die Sportart voller Gegensätze.
Squash - Sportart der Gegensätze
Bericht der Westfälischen Nachrichten