Münster Der Münsteraner hat ja schon einen speziellen Bezug zu Rückschlagsportarten. Tennis wird hochklassig angeboten, Squash erfreut sich zumindest an der Borkstraße großer Beliebtheit – und die „Stadt-Sportart“ Speckbrett wird in einer großen wie leidenschaftlichen Szene praktiziert.
Ist da noch Platz für eine weitere, eine neue Disziplin? Auf alle Fälle, meinte Arnd Schade, Geschäftsführer der Soccerhalle Rummenigge, und ließ rund um den Jahreswechsel einen Court für Padel-Tennis dort bauen, wo bislang nur Fußballer zur Tat schritten. Er „opferte“ dafür das kleinste Kicker-Feld.
Ganz unbekannt dürfte das Format zumindest Reisenden nicht vorkommen. Wer mal in Spanien war, hat vielleicht schon zugesehen, wenn sich vier Spieler in einer der auffälligen rechteckigen Konstruktionen die Bälle um die Ohren schlugen. Auch im Netz gibt es viele spektakuläre Videos des Sports. „Wir haben den einzigen Court der Region“, erzählt Schade. Der nächste steht im Ruhrgebiet (Herne).
Paddel Court in Münster
Seit Mitte Januar kann der Platz gebucht werden (45 Minuten kosten zwischen 20 und 28 Euro für alle vier Spieler). Kinder können sich in „Try-Outs“ üben, dienstags nachmittags steht Trainer Darek Nowicki (46), selbst deutscher Padel-Nationalspieler und auf der World- Tour unterwegs, als Lehrer zur Verfügung. Der frühere polnische Davis-Cup-Spieler im Tennis war ohnehin Antreiber der Idee. „Er ist ein Jugend-Freund und ließ nicht locker“, sagt Schade.
Nowicki ist auch bei der Opening-Feier am Samstag ab 12 Uhr am Ball, genauwie die Weltranglisten-13. Victoria Iglesias aus Spanien mit World-Tour-Coach Alberto Melga, die komplette deutschen Nationalmannschaften um Fabian Schmidt, Christian Böhnke, Nicola Nothoff und Kirsten Wiegard oder auch Ex-Fußballer Marcel Maltritz und Mitinhaber Michael Rummenigge sowie die früheren Tennis-Stars Hendrik Dreekmann und Jens Knippschild.
Dirk Nowicki ist der deutsche Padel-Pionier
In diversen Showmatches sollen die hochkarätigen Gäste Appetit machen aufs neue Angebot. Schon am Freitag (18 Uhr) treten Nowicki und Schmidt zum Trainingsspiel gegen die niederländischen Top-Leute Bram Meijer und Peter Bruijsten an. „Das Schöne ist, dass jeder sofort zurecht kommt, auch ohne Vorkenntnis oder Tennis-Technik“, sagt Schade. Was Padel ausmacht, lässt sich für Zuschauer in der Tat schnell feststellen. Die Banden ermöglichen überraschende, furiose Ballwechsel. Weil im Team gespielt, gewonnen und verloren wird, ist der Ehrgeiz automatisch hoch. Schade führt auch die Firma Trendsport Rummenigge, die den Court-Bau als einziger deutscher Hersteller selbst durchführte. Der Hallenchef räumt ein, dass hinter dem Pilot auch Kalkül steckt: „Wir haben Interesse, weitere Plätze anzufertigen und so den Sport in Deutschland zu entwickeln.“ Schritt eins ist schon mal gemacht.
Die Regeln im Kurzformat
Gespielt wird immer im Doppel in einer Art „Käfig“, der links und rechts einen Ausgang hat. Die Zählweise ist wie im Tennis. Die Schläger sind in etwa so groß wie beim Speckbrett, haben allerdings ein anderes Format (rund, kürzerer Griff) und sind aus Carbon und nicht bespannt. Der Aufschlag wird diagonal von unten und hinter der T-Linie durchgeführt, dabei tickt der Ball zuvor einmal auf.
Im Spiel muss er immer erst auf der gegnerischen Seite im Feld aufspringen, ehe er das Gitter, das sich in Netznähe befindet, oder die Kunststoffwand an den hinteren Seitenlinien und der Stirnseite berühren kann (wie beim Squash). Eine zweite Feldberührung ist nicht gestattet. Beim Aufschlag darf der Ball gar nicht ans Gitter springen. Die Bälle ähneln denen im Tennis, haben aber etwas weniger Luftdruck und sind damit langsamer.
Bericht der Westfälischen Nachrichten - Von Thomas Rellmann