Hiltruperin schlägt für Squashboard Münster auf, während Ehemann Ralf eine Auszeit vom Fußball nimmt.
Münster - Schade. Das wäre eine Traumstory geworden. Die kleine Ina geht mit ihrem Vater Sonntag für Sonntag ins Delsen-Stadion in Rheine und hat nur Augen für den smarten VfB-Spieler auf der linken Seite, einen gewissen Ralf Lütkemeyer. Während Rheines Mittelfeldmann so die Linie rauf- und runtertrabt, treffen sich irgendwann die Blicke des schwärmenden Teenagers im Publikum und des VfB-Akteurs auf dem Rasen. Das erste Date. Verlobung. Heirat. Kind.
Familienbande
So war´s leider nicht. Ina Lütkemeyer stand zwar tatsächlich gelegentlich auf den Stadionrängen, kann sich aber partout nicht daran errinnern, dass Rheines "Linker" einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen hätte. Und die familiären Bande knüpfte das Paar, das sich in Wirklichkeit bei der Arbeit kennen gelernt hatte, erst nach den Umzug nach Münster. Sportinteressierten Domstädtern sind dennoch beide Lütkemeyers ein Begriff. Der eine, Ralf, war neun Jahre lang Trainer des TuS Hiltrup. Und die andere, Ina, steht aktuell im Aufgebot des Damen-Regionalligisten Squashboard Münster.
Womit auch schon die Frage geklärt wäre, wer von beiden momentan fitter ist. Weil er irgendwie das Gefühl nicht los wird, "dass die jungen Fussballer immer schneller werden", beschränkt sich das sportliche Engagement des 45-jährigen folgerichtig darauf, bei den Alten Herren des TuS mitzukicken und um den Hiltruper See zu traben. Wohingegen seine elf Jahre jüngere Gemahlin zwei bis drei Mal die Woche auf dem Court trainiert und sich an den Wochenenden mit den besten Squasherinnen aus der Region misst.
Um ein Haar hätte die 34-Jährige in dieser Saison gar in der Bundesliga gespielt. Doch ein Sponsor sprang kurzfristig ab, vermasselte den Squashboard-Damen so den möglichen Aufstieg. Zugetraut hätte sich Ina Lütkemeyer die Aufgabe im Erstliga-Team durchaus, wenngleich "auf einer der unteren Positionen". Was viele nicht wissen: In ihrer Jugend war Lütkemeyer mal NRW-Meisterin sowie Dritte bei den "Deutschen".
Das Leistungsvermögen von Ina Lütkemeyer unterschätzten auch zwei ehemalige TuS-Schützlinge von Ehemann Ralf. Geübte Freizeit-Squasher, die dachten, dass sie es in der Plexiglas-Box mit jeder Frauaufnehmen könnten. Bis die vermeintlichen Sportskanonen im Schlaghagel dieser Frau schnell die Waffen steckten. Auch der Gatte gesteht, dass er bei seinen gelegentlichen Matches gegen Ina "null Chance hat".
Aber Ralf war und ist ja auch zuvorderst Fußballer. Seit 40 Jahren. Mit fünf meldeten ihn seine Eltern bei Rot-Weiß Rheine an, "am selben Tag wie Jürgen Koop". Während es Koop später zu Preußen Münster zog, ist Lütkemeyer dem Emsclub immer treu geblieben - auch wenn dieser in der Folgezeit zwei Mal den Namen wechselte (erst VfB, heute FC Eintracht). Als Spieler hat er es bis in die Oberliga geschafft, damals die dritthöchste Spielklasse. Sein einstiger Kapitän, Ex-Preußen-Coach Alfons Weusthof, ist in Münster ebenfalls kein Unbekannter.
Die eigene Trainerlaufbahn begann 1991 bei Schwarz-Weiß Esch. ein kleiner Verein, wo Lütkemeyer drei Jahre in Ruhe arbeiten konnte. Wo "ich eine Menge ausprobieren konnte". Wo er seine ganz speziellen, gelegentlich unorthodoxen Trainingsmethoden entwickelte, die mancher Trainerkollege belächeln mag. Erfolg bringend war das Konzept allemal, den TuS Hiltrup führte der Fußballbesessene aus den Untiefen der Kreis- in die Spitzengruppe der Landesliga.
Im Sommer 2005 war plötzlich Schluss. Ein wesentlicher Grund für die Aufgabe des Traineramtes war, "dass ich mehr Zeit für unseren Sohn Max haben wollte". Dennoch wird Ralf Lütkemeyer irgendwann an den Seitenlinie des Spielfeldes zurückkehren ("vielleicht in einem Jahr"), zu viel schon von seinem Herzblut hat er dem Fussball gespendet. Auf der anderen Seite beweist die (im Guten) geschiedene Ehe zwischen ihm und dem TuS, dass es im Leben der Lütkemeyers mehr gibt als nur den Sport. Die Familie zum Beispiel.
Squash und Fußball nehmen eine zentrale Rolle im Leben von Ina und Ralf Lütkemeyer ein. Noch wichtiger für das Familienglück aber ist Sohn Max. fünf Jahre alt.
Bericht der Westfälischen Nachrichten