MÜNSTER Der Weg an die Weltspitze kann kurz sein: Untrainiert und nach halbstündigem Wettkampf ist Dominik Brinkmann seit Samstag offiziell der erste Weltmeister im Spindschießen.
Souverän lässt der Elfjährige in der Finalrunde die Konkurrenz hinter sich und bleibt dennoch bescheiden: „Glück gehabt“, sagt der Spindspitzensportler nach dem Blitzturnier im Sport-Centrum in der Borkstraße. Spindschießen-Miterfinder Daniel Nölleke hat das Spielprinzip schnell erklärt: „Ball schlagen, einlochen, sich freuen, Weltmeister werden.“
Der elfjährige Weltmeister Dominik Brinkmann. (Foto: Annette Waschbüsch)
Vom Zuschauer zum Teilnehmer
Die meisten der gut 30 Athleten sehen an diesem Turniertag zum ersten Mal, wie ein Spindschieß-Wettkampf abläuft. Mitmachen kann jeder, und so werden die meisten Zuschauer dieser Weltpremiere unversehens zu WM-Teilnehmern. Und die bemerken schnell die sportlichen Herausforderungen der neuen Disziplin.
Denn den Ball von der festgelegten Base aus gezielt in den richtigen Spind der roten Blechschrankwand zu bugsieren, verlangt den Sportlern einiges an Nerven und Ballgefühl ab. Kraft und Drall müssen richtig dosiert sein, allzu oft verfehlen die Mitspieler unter dem Gejohle der Konkurrenz ihr Ziel in der Schrankwand. Spaß bringt das Turnier trotzdem.
Jeder Ort ist ein Turnierort
Dass der Blechschrank nicht in der Umkleidekbine steht, wo er eigentlich hingehört, sondern in der Mitte von Court Nummer eins, widerspreche eigentlich der Idee des Spindschießens, sagt Nölleke. „Es geht ja nicht darum, Schränke durch die Gegend zu tragen, sondern darum, die alltägliche Umgebung für das spontane Geschicklichkeitsspiel zu nutzen.“ Egal ob in der Unibibliothek, in der Umkleide oder im Schwimmbad – mögliche Turnierorte sind überall dort, wo die schmalen Blechschränke zu finden sind. „Natürlich immer vorher absprechen“, mahnt Nölleke und grinst.
Doch an diesem Abend geht es nicht ums Prinzip, sondern um den Spaß an der Sache. Und so drücken die Funktionäre des frisch gegründeten Deutschen Spindschieß-Verbands auch ein Auge zu, was die korrekte Turnierkleidung angeht (Plastikschlappen).
Hacke auf der Base lassen
Überhaupt wird das offizielle Regelwerk im Turnierverlauf noch angepasst. „Die Hacke muss immer auf der Base bleiben“, entscheidet Verbandsfunktionär Sebastian Rabertus, der mit dem Klemmbrett in der Hand die Ergebnisse notiert. Für Dominik Brinkmann ist das kein Problem. In der Finalrunde ist der jüngste Sportler der einzige im Teilnehmerfeld, der locker in der Schrank trifft.
Bericht der Münsterschen Zeitung - Von Annette Waschbüsch